Bye Bye Anschreiben

In den vergangenen Jahren war ein klarer Bewerbungstrend zu beobachten: Das klassische Bewerbungsanschreiben verliert nach und nach an Gewichtung. Viele Personalentscheider legen Ihren Fokus mittlerweile mehr auf den Lebenslauf und zunehmend auch auf persönliche Referenzen. Der Hauptgrund dafür ist, dass das Anschreiben nur bedingt aussagekräftig ist. Der Entscheidungsträger kann nicht sicher sein, ob der Bewerber das Schreiben überhaupt selbst oder zumindest ohne Hilfe von Dritten verfasst hat.

Und noch ein Aspekt sorgt dafür, dass viele Personalverantwortliche dem Bewerbungsanschreiben nur eine begrenzte Aussagekraft beimessen: Im Inhalt bietet es viel zu oft nichts Neues. Viele Bewerber wissen nicht genau, was sie schreiben sollen und hangeln sich an ihrem Lebenslauf entlang, dessen Stationen sie oft zumindest teilweise rezitieren. Da sich viele Bewerber an Mustern aus dem Internet orientieren, finden sich bestimmte Phrasen und Floskeln in etlichen Bewerbungen. Damit hat das Bewerbungsanschreiben kaum Mehrwert und wirkt schnell beliebig.

Was bedeutet das?

In jüngster Vergangenheit haben daher einige Unternehmen Konsequenzen aus der geringen Aussagekraft gezogen: Immer mehr Entscheider in den HR-Abteilungen berücksichtigen heute auch Bewerbungen ohne Anschreiben. Ob jemand für eine Stelle fachlich geeignet ist, zeigt ohnehin eher der Lebenslauf. Weiteres Potenzial und die ebenso wichtigen charakterlichen Eigenschaften stellen sich dann in einem Vorstellungsgespräch heraus. Bereits 64% der Entscheider glauben, dass das Bewerbungsanschreiben über kurz oder lang vollständig verschwinden wird.

Jedoch soll nicht der Eindruck vermittelt werden, dass bei einer Bewerbung mit Anschreiben, dieses gar nicht beachtet wird. Stimmen die formellen Qualifikationen eines Bewerbers, werfen viele Personaler im zweiten Schritt auch einen Blick auf das Bewerbungsanschreiben. Oft ist dieser Blick aber ein eher flüchtiger und wird der Mühe, die sich der jeweilige Bewerber mit dem Schreiben gegeben hat, nicht gerecht.

Nichtsdestotrotz bietet ein gut formuliertes Bewerbungsanschreiben mit Bezug zur ausgeschriebenen Stelle, eine Möglichkeit zu punkten. Zudem zeigt es, dass der Bewerber Zeit und Mühe in seine Bewerbung investiert hat.

Was spricht außerdem gegen das Bewerbungsanschreiben? Ein Blick auf den aktuellen Arbeitsmarkt.

Das Anschreiben ist für viele Bewerber der zeitintensivste Bestandteil der Bewerbung und stellt damit eine Hemmschwelle dar. Insbesondere Bewerber, die sich in einem festen Angestelltenverhältnis befinden, empfinden die (emotionale) Hürde des Anschreibens als zu hoch, um sich aus ihrem festen Angestelltenverhältnis heraus zu bewerben. Zudem macht es den Bewerberprozess unnötig kompliziert und wenig effizient, was gerade in Zeiten des Fachkräftemangels eher hinderlich ist. Es ist zu bedenken, dass das klassische Bewerbungsanschreiben aus einer Zeit stammt, als Bewerber auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt ihre Motivation bei Unternehmen unter Beweis stellen mussten, um sich gegen eine Vielzahl von weiteren qualifizierten Bewerbern durchzusetzen.

Kann ich das Bewerbungsanschreiben also einfach weglassen?

Also kann man das Anschreiben bei der nächsten Bewerbung einfach weglassen? Davon ist eher abzuraten. Es mag zwar immer mehr Arbeitgeber geben, die entweder von vornherein kein Bewerbungsanschreiben fordern oder aber auch Bewerbungen akzeptieren, die kein solches Anschreiben enthalten. Allerdings gibt es gleichzeitig noch sehr viele Firmen, die bei einem fehlenden Anschreiben stutzig werden würden und es als negativ wahrnehmen könnten.

Sind „vollständige Bewerbungsunterlagen“ gefragt, beinhaltet das neben dem Lebenslauf und relevanten Zeugnissen und Nachweisen auch ein Bewerbungsanschreiben. Wer darauf verzichtet ohne, dass er das Okay vom Unternehmen hat riskiert, dass seine Bewerbung allein deshalb aussortiert wird. Daher sind Sie gut beraten, bis auf Weiteres wie gehabt ein Bewerbungsanschreiben zu verfassen, insofern es nicht explizit als nicht nötig vom Unternehmen ausgewiesen wird.

Ausblick

Schon heute suchen Unternehmen nach immer neuen Trends und Möglichkeiten, den Bewerbungsprozess zu verschlanken und damit auch Talente mit einer geringen Wechselmotivation zu erreichen. Die One-Klick-Bewerbung oder Job-Matching wird einen immer größeren Raum einnehmen (wird aktuell eher in großen oder fortschrittlichen Unternehmen angewendet). Doch auch kleinere und traditioneller Unternehmen werden in Zukunft ihren klassischen Bewerbungsprozess erneuern und z.B. auf zusätzliche Hürden wie das Bewerbungsanschreiben verzichten. Zu guter Letzt um nicht den Anschluss am Arbeitsmarkt zu verlieren.

Wir behalten die aktuellen Job-Trends für Sie im Auge und informieren Sie über wichtige Entwicklungen am Bewerbungsmarkt. Für Fragen rund um Ihren Bewerbungsprozess stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung und unterstützen Sie bei der Suche nach dem idealen Arbeitgeber.

Quellen:

https://www.tabellarischer-lebenslauf.net/bewerbung-tipps/bewerbung-ohne-anschreiben/
https://www.humanresourcesmanager.de/recruiting/immer-weniger-unternehmen-fordern-anschreiben/
https://statista.design/blog-trends-und-tipps-fuer-die-bewerbung/